1. Einleitung

Das Angelman-Syndrom wurde 1965 zu erstenmal von dem englischen Arzt Harry Angelman beschrieben. Er untersuchte in den frühen 60er Jahren drei Patienten mit ähnlichen klinischen Symptomen und verfaßte einen Artikel mit dem Titel „`Puppet´ Children: A report on three cases“. Dieser Name puppet children kam Angelman in den Sinn, als er ein Bild eines italienischen Künstler namens Giovanni Francesco Caroto (~1480 - 1546) mit dem Titel Fanciullo Con Pupazzo (Junge mit Puppe) sah. Der Gesichtsausdruck des Jungen erinnerte Angelman an die drei Patienten, die er in dem oben genannten Artikel beschrieben hatte. Später wurde wegen des ständigen Lachens der Patienten mit AS der Name happy-puppet children benutzt. (Vgl. Laan et. al., 1999, S.161)
1982 etablierten Williams und Frias den Namen Angelman-Syndrom, da die Mehrheit der Eltern und Fachleute den Namen happy-puppet children als diskriminierend empfanden (vgl. ebd.).

1987 wurde dem Angelman-Syndrom zum ersten Mal eine genetische Ursache zugeordnet. Ab den 80er Jahren erlangte das Angelman-Syndrom bei Fachleuten größere Beachtung und wurde in Folge dessen auch häufiger diagnostiziert. (Vgl. Clayton-Smith, 1993, S.12).

Diese Arbeit soll die genetischen Ursachen und die Klinik des Angelman-Syndroms beschreiben und die Entwicklungsmöglichkeiten von Angelman-Syndrom-Kindern aufzeigen. Es sollen Anregungen für die schulische Arbeit mit Angelman-Syndrom-Kindern gegeben werden und ihre Entwicklungschancen sowie Fördermaßnahmen dargestellt werden.

Als erstes werden die komplexen genetischen Ursachen für das Angelman-Syndrom beschrieben. Obwohl die Genetik nicht primär die schulische Förderung beeinflußt, wäre die Darstellung nicht komplett, wenn nicht auch die Ursache für die Behinderung beschrieben würde.
Des weiteren ist die Lehrperson häufig unter den Fachleuten die Person, die den meisten Kontakt zu den Eltern hält. Deshalb sollte die Lehrperson auch über die genetischen Ursachen und das Vererbungsrisiko Bescheid wissen um Informationen darüber weiter geben zu können.

Die verschiedenen genetischen Ursachen haben auch unterschiedliche Ausprägungen der klinischen Merkmale zufolge.
Um ein Konzept für Fördermaßnahmen entwickeln zu können, werden als nächstes die klinischen Merkmale, Symptome und Entwicklungsverläufe, die genetisch bedingt sind, dargestellt. Des weiteren wird ein Fallbeispiel aufgezeigt.
Auf der Grundlage der Klinik und des Fallbeispiels werden abschließend Förderungen, Anregungen und praktische Beispiele formuliert. Den Großteil dieser pädagogischen Maßnahmen habe ich selber formulieren müssen, da es keine Literatur über mögliche schulische Förderung von Angelman-Syndrom-Kindern gibt.

Diese Vorschläge zur möglichen schulischen Förderung von Angelman-Syndrom-Kindern besitzen natürlich keine Allgemeingültigkeit und sind auch von Fall zu Fall zu variieren. Sie sollen als Hilfe für die Planung von Unterricht mit Angelman-Syndrom-Kindern verstanden werden. Sie richten sich in erster Linie an LehrerInnen an Schulen für Geistigbehinderte (Menschen), können aber auch von anderen Fachleuten, die mit Angelman-Syndrom -Kindern arbeiten und von betroffenen Eltern aufgegriffen werden. Die Fördermaßnahmen sind natürlich nicht nur für Kinder mit Angelman-Syndrom, sondern für alle Kinder mit ähnlichem Förderbedarf gültig.

Ich habe versucht, die einzelnen Fördermaßnahmen an möglichen Zielen zu orientieren und möglichst wenig defizitorientiert zu arbeiten.